Mittwoch, 7. Mai 2008
Mal was ganz anderes
Immer wieder aergerlich ist der Umgang von Zeitungen mit irgendwelchen Statistiken, die irgendwer irgendwann fuer irgendwen aufgestellt hat. Da wird der groesste Bloedsinn ploetzlich zur mathematisch untermauerten Tatsache und niemand in der Redaktion scheint sich zu fragen, wie die Zahlen eigentlich zustande kommen, und was sie wirklich aussagen. Vor allem: Ob sie wirklich etwas aussagen.

Ein Beispiel fand ich gerade auf Suedeutsche.de in einem Artikel ueber die Risiken, auch als Ex-Raucher noch eine der typischen Raucherkrankheiten zu bekommen. Im Prinzip bestaetigt der Beitrag die Vermutung, dass man nach dem Aufhoeren gesuender lebt. Der Versuch, das sinkende Gesundheitsrisiko zu quantifizieren, wird aber sehr merkwuerdig.

"Das Risiko, frühzeitig zu sterben, geht in den ersten fünf Jahren nach Beendigung des Tabakkonsums demnach um insgesamt 13 Prozent zurück."

Hat das der Autor bloss irgendwo abgeschrieben, oder weiss er, was das bedeutet? Ich weiss es nicht und aus dem Artikel geht es auch nicht hervor. Muss es ja auch nicht, wozu auch, ist ja bloss Zeitung und Internet. Was heisst denn hier fruehzeitig? Innerhalb dieser 5 Jahre? Und wie wurde das ausgerechnet? Haben Raucher, die sagen wir mit 50 aufhoeren ein 13 Prozent geringeres Risiko vor dem 55. Geburtstag zu sterben, als die die weiterrauchen? Und die, die mit 20 aufhoeren, haben entsprechend groessere Chancen 25 zu werden? Oder heisst fuehzeitig sterben, dass man ueberhaupt an einer der "Raucherkrankheiten" stirbt? Was macht dann die 5-Jahres-Frist fuer einen Sinn? Und Lungenkrebs und Herzinfarkt koennen auch Nichtraucher erwischen. (Das erinnert mich an den Zigarettenpackungsaufdruck: "Wer das Rauchen aufgibt, verringert das Risiko toedlicher Erkrankungen" - wer also nicht raucht, kann nicht mit Rauchen aufhoeren, und bringt sich damit um eine einfache Moeglichkeit, das Risiko toedlicher Erkrankungen zu senken!)

Ist in dieser ulkigen Rechnung irgendwo beruecksichtigt, dass man vielleicht immer noch frueher stirbt, als ein Niemals-Raucher aber trotzdem erst mit 65, statt mit 55, wie wenn man weitergeraucht haette?

Auch Quatsch oder zumindest zweifelhaft:

"Selbst 30 Jahre nach dem Ende des Tabakkonsums ist die Wahrscheinlichkeit für einen Tod durch Lungenkrebs erst um 87 Prozent gesunken"

Ja und? Wahrscheinlich waeren viele Exraucher, die an Lungenkrebs sterben, schon lange vor der Krebserkrankung an Herzkrankheiten gestorben, wenn sie weitergeraucht haetten. Je aelter jemand wird, desto wahrscheinlicher ist es natuerlich auch, dass er sich im Laufe dieser Lebensjahre diese oder andere Krankheiten zuzieht. Eigentlich haetten sie gleich schreiben koennen: "Selbst 40 Jahre nach dem der Raucher das Rauchen aufgegeben hat, existiert noch ein Restrisiko zu sterben."

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